Ohne Sozialreformen wird der Beitragssatz zur Sozialversicherung schon in einem moderaten Prognoseszenario bis 2035 einen neuen Höchststand von 47,5 Prozent erreichen und danach weiter steigen. Die Kosten der sozialen Sicherung werden dabei immer stärker zu Lasten der jungen Generation gehen. Das zeigt Professor Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in seiner aktuellen Analyse. → zur Werding-Studie
Konkret: Ein im Jahr 2010 geborener Mensch wird in seinem Leben durchschnittlich über ein Drittel mehr Sozialbeiträge zahlen als ein im Jahr 1960 Geborener.

Mit einer solchen Entwicklung wäre Deutschland im internationalen Wettbewerb gerade um junge Fachkräfte nicht konkurrenzfähig. Daher bedarf es Strukturreformen in jedem Sozialversicherungssystem. Für die anstehende Pflegereform heißt das: Eine Leistungsausweitung im demografieanfälligen Umlageverfahren würde die Beitragssatzentwicklung weiter anheizen und scheidet damit aus. Stattdessen wird die Pflegefinanzierung nur dann stabil und wirtschaftspolitisch unschädlich, wenn wir auf mehr Eigenverantwortung und kapitalgedeckte Vorsorge setzen.
Den Jüngeren ist dies zumutbar, weil sie wegen der langen Ansparzeit zu sehr günstigen Bedingungen ausreichend Pflegevorsorge betreiben können. Den Älteren ist mehr Eigenverantwortung zumutbar, weil sie ausreichend vorsorgen konnten: Zwei Drittel der Haushalte im Rentenalter sind in der Lage, für eine Person 5 Jahre lang die Kosten aus eigener Kraft zu finanzieren. Für Hilfebedürftige gibt es zudem die zielgruppengenaue Hilfe zur Pflege. → zum IW-Gutachten
Eine aktuelle Studie des IGES belegt in diesem Kontext, dass allgemeine Leistungen wie die Zuschüsse nach § 43 c SGB XI stattdessen einen Gießkanneneffekt haben und zu einem großen Teil auf Erbenschutz hinauslaufen, d. h. auf eine Umverteilung von unten nach oben. → zur IGES-Analyse
Autoren: Dr. Timm Genett, Anja Radtke-Panse, Verena Finkenstädt (PKV-Verband)